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Recipient Ferenc Széchényi
Place of Writing Világos
Date 1810. July 21.
Language German
Tag military
Location of Preservation MNL OL P 623 A-I.-9.-No. 41/15.
Place of Publication Zichy 34-36.
Classification Original
Content Summary

After much inconvenience, they finally arrived at their destination. The accommodation and stables are the worst possible. The conditions are so bad because no military has ever been stationed here before, and the local population is made up of uncultivated Oláhs. The common soldiers are forced to eat the same food, and the officers should eat in expensive restaurants. But there are no restaurants here, so everyone cooks for themselves. Many officers are ill, but he is healthy because he takes the advice of the regimental doctor. He invited some of his fellow officers in Pest and they often drank to the health of his father and mother. He has enough money for two months at most. He lived frugally, but fodder and his own food were expensive. He promised his father that he would not ask for a loan, so he expected help from home.

Ferenc Széchényi

Világos den 21[a]

Euer Gnaden, Liebster Bester Vater!

Nach sehr vielen Unanehmlichkeiten sind wir endlich in unsere bestimmte Station eingerückt. Unsere Quartiere und Stallungen sind so schlecht, daß man sie unmöglich schlechter haben kann. Das meinige was eines der besten ist, bestehet aus einen 1 ½ Klafter[b] langen und eben so breiten Zimmer ohne aller einrichtung. und dan aus einer zusammen gefallenen Schupfen die mir als Stallung dienen muß. dieß ist alles was ich habe; doch es ist die natürlichste Ursach, daß unsere Quartiere so schlecht sind, da hier noch nie ein Militair gelegen ist, und die meisten inwohner ungebildete Walachen sind: Sie sind so uncultivirt, daß, obwohl Sie schöne Gründe und Güter besitzen, keinen Nutzen davon ziehen können, und wenn einer auch wirklich schon etwas besitzt, so kann er keinen Gebrauch davon machen: sie können nicht kochen, keine Wirtschaft führen etc. Sie begnügen sich Jahr aus Jahr ein mit einen Stück schlechten Schaf-Käß und Brodt, sie können nichts besseres als mamaliga;[c] und dieß ist was den Soldaten, sowohl dem Officiers als auch den Gemeinem am meisten wehthut, da er gezwungen ist auch die nämliche Kost zu führen: der Officier hingegen kann unmöglich mit seinen Bauern speißen, und muß folglich in Wirtshauß, um erschrecklich theures Geld sich ernähren: was uns alle aber in die größte Verlegenheit setzt das ist, daß hier gar kein ordentliches Wirtshaus nicht existirt, und so ist jeder gezwungen, ein Koch zu werden, und sich selbst zu kochen. Wenn Euer Gnaden in der Karte nachsehen wollen, wo unser Station liegt, so bitte ich von Arad[1] nach Boros Jenő1 eine gerade Linie zu ziehen, in dessen Mittelpunkt Euer Gnaden unser jetzt schon verhastes Világos1 finden werden. Gott sey gedankt – ich bin recht gesund obwohl schon mehrere unsere Officier[2] kränkeln. allein ich befolge unseres sehr geschickten Regiments Arztes Rath, recht gut zu essen und zu trinken und mich warm zu halten. — Ich war so frey in Pest alle1 tag so lange ich dort war,[d] ein paar Officiers von unsere Regiment[3] in Euer Gnaden ihren Nahmen einzuladen. wir waren recht lustig und tranken auf Euer Gnaden und meiner Besten Mutter Gesundheit recht oft und aufrichtig.

Euer Gnaden bester Vater. ich bin sehr weit wech[4] von Väterlichen hause, und weiß nicht wenn[5] ich von Euer Gnaden Nachricht werde haben können: und ich muß aufrichtig gestehen daß ich mit meinen Gelde was ich noch habe unmöglich 2 Monathe noch werde aus kommen können. Ich habe sparsam gelebt, dieß kann mir jeder bezeugen; kaufe nichts was mir nicht nöthig wäre, spiele nie, und dennoch gehet mein Geld wech;4 der lange Marsch, wo ich alles Haber und Heu und Streu um ein erschrecklich theures Geld in Wirtshaus habe kaufen müssen, dann meine eigene Kost, die sehr viel kostet, da ich immer bey sehr guten appetit bin, und mir wirklich bey so großen Fatiguen nichts abschlagen will. Dann habe ich auch noch menge Sachen einzukaufen gehabt, und endlich suche ich auch manchen brawen Officiers zu meinen Freund zu machen, und ihn einen Dienst zu erweisen: dieß ist auf was ich mein Geld ausgebe. Liederlich, ein schlechter Wirth und Verschwänder bin ich nicht, dieß kann ich mit meiner Ehre versichern. Euer Gnaden werden verzeihen, daß ich schon so früh schreibe, allein 70 oder 80 meilen trennen uns, und. ich wäre in der größten Verlegenheit wenn ich kein Geld nicht hätte, zu leihen bekomme ich zwar überall, allein ich habe3 meinen besten Vater versprochen, nie zu einen andern zu gehen, und blos zu ihn das Zutrauen zu haben. Verzeihen Euer Gnaden meine Aufrichtige sprache, und geben mir Euer Gnaden Ihren Väterlichen Segen womit ich bleibe

Euer Gnaden

dankbarster Sohn Stephan

P. S. Mein Rittmeister Stephaits[e] empfiehlt sich zu Gnaden und verspricht mein treuer Freund zu bleiben.


[1] Széchenyi’s underlining with straight line.

[2] One word deleted.

[3] Inserted afterwards.

[4] Instead of weg.

[5] Istead of wann.


[a] The letter was written in 1810 based on its content.

[b] An old unit of measure, ’its value is 1.90 metres (c. 6 feet).

[c] Bread made from maize flour.

[d] The regiment stopped in Pest for several days after a trip since mid-June.

[e] By rank, Antal Stephaits was the first captain of the 7th Hussars Regiment.

Recommended reference:

István Széchenyi to Ferenc Széchényi, Világos, 21 July 1810. Edited and annotated by Szilvia Czinege. Published in Correspondence of István Széchenyi. Digital edition. Edited by Szilvia Czinege and Zoltán Fónagy. https://szechenyilevelezes.abtk.hu/ Abbreviation for further references: SzIL-Digit.

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