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Recipient Ferenc Széchényi
Place of Writing Világos
Date 1810. September 7.
Language German
Tag military
Location of Preservation MNL OL P 623 A-I.-9.-No.41/8.
Place of Publication Zichy 44-45.
Classification Original
Content Summary

Today he received a letter from his father informing him that he had had Ferdinand Pálffy take him 1,000 forints. He thanks his father profusely for the money; he will be economical with it; his present financial difficulties were not caused by extravagance, either, but by unexpected expenses. His inexperience has also been a detriment, but while others learn from losses of millions, he has learned from small losses. He is grateful for the money, but he owes much more gratitude for the love of his parents. In a few days there will be an inspection in Simánd, where exercises will be conducted in the respective divisions. This will give them a lot of work, because their privates and NCOs are young and clumsy. He would like to visit home, but that cannot happen any time soon, because he has just been recruited and it would be a surprise if he were to stay with the regiment as a supernumerary officer and go on leave immediately after he was confirmed in his position.

Ferenc Széchényi

Világos den 7 September 1810

Euer Gnaden, Liebster Bester Vater!

Heute erhält ich den Brief wodurch Euer Gnaden mir die Sendung[a] der 1000 fl[1] durch Ferdinand Palfÿ[2][b] kund machen, mit dankbahren Herzen: so sehr es mir leid war Euer Gnaden mit dieser Bitte nur in Kleinsten incomodiren zu müssen, so sehr versichere ich, daß ich mit dem Gelde so sparsam und klug verfahren werde als möglich: nicht unbedachte Ausgaben nicht Verschwendungen gaben auch dießmahl Grund zu diesen Mangel; Ausgaben auf die ich nicht gefast war, meine Pferde, der lange March[3] sind die einzigen Urheber, und dan auch die Unerfahrenheit dessen ich mich willig beschuldige. Da man gewiß nicht anders als durch seinen eigenen Schäden in diesen Punct klug werden kann, nur mit der Unterschied, daß manche Millionen brauchen um erfahrenheit zu erlangen. und andere nach eingesehenen unrichtigen Betrug schon gescheidt[4] werden. ich hoffe: mich einstens in diese letze Classe zählen zu dürfen. Allein bedankt habe ich mich noch nicht: doch es war nur Geld, dieß ist das kleinste, wofür ich auch danke, was mir mein Bester Vater geben kann, die Väterliche Liebe, diese Freundschaft, der Segen, den mir mein Vater in keinen seinen Briefen zu geben vergist, dieß ist was mich unaussprechlich glücklich, dieß, was mir mein ohnehin schon trauriges Leben erträglich macht. Doch stum[5] will ich bleiben, nicht genug meisterhaft könnte meine zu sehr beschränke[6] Feder des kindlichen Herzens wahres Gefühl ausdrücken — nicht genug könnte ich beschreiben wie sehr dankbar ich bin. — nicht genug, wie inniglich ich meine, mir mehr als das Leben theure Ältern liebe — doch schmeichler können ja auch so schreiben — und vieleicht — doch nein — nicht war[7] liebster theuerster Vater ich war nie ein Schmeichler? — ich habe nie meine Ältern betrogen? – doch ist das viel – giebt es doch die durch leichtsinnige und unüberdachte Schritte ihre Ältern unglücklich machen? — kann doch ein Sohn seinen Vatern betrügen? giebt es doch die mit Vorsatz gegen den Willen ihrer Ältern Handeln? – Oh nein dieß ist unmöglich wie könnte man den[8] die so süßen Bande, wodurch Ältern an ihre Kinder geknüpft seyn, muthwillig zereißen. — In etwelchen Tägen ist Musterung zu Simmand,[c] wo wir hin marschiren werden. und sehr viel zu thun haben. Besonders da mit Divisions exerciert wird, und unsere Gemeine und Unter Officiers, da sie noch jung und unerfahren, folglich auch ungeschickt sind. besonders wurden Sie in allen dienstsachen und besonders in exercieren durch den2 langen Marsch aufgehalten: ich gefreue mich schon in voraus auf dessen glücklichen Erfolg und End. Übrigens bin ich gesund und denke recht oft an meine Besten Ältern: und bin auch überzeugt, daß Sie mir manchen stillen und ruhigen Augenblick schenken. Oh könnte ich nur bald in ihrer Mitte[9] erscheinen. wie gerne wollte ich einen einzigen Augenblick nur sie zu sehen, mit meinen halben Vermögen erkaufen. Doch wie ich glaube so werde ich das Vergnügen nicht so bald haben, sie zu Umarmen, da ich eben izt[10] in die wirklichkeit[d] kommen soll, und es sehr auffallend wäre, als soupernoum[11] beym Regiment geblieben zu seyn, und izt10 mit Urlaub abzugehen.

Nun bitte ich um den Segen, und küsse meiner Besten Mutter Hände tausendmahl.

Euer Gnaden

dankbarster Sohn Stepherl


[1] florins

[2] Inserted afterwards.

[3] Instead of Marsch.

[4] The archaic form of the adjective ‘gescheit’.

[5] stumm

[6] Instead of beschränkte.

[7] Instead of wahr.

[8] Instead of denn.

[9] One word deleted.

[10] A variant of the archaic form ‘itzt’ of the determiner ’jetzt’ used by Széchenyi.

[11] soupernoumeraire, French: supernumerary.


[a] In a letter dated 21 July 1810, he asks his father for money.

[b] Count Ferdinand Pálffy (1774–1840), mining engineer, held a mining office in Vienna from 1806. He was a great lover of the theatre, and from 1807 he supported the German theatre in Vienna and later became director of the court theatre.

[c] Simánd, a village in Arad County.

[d] Up to that time, Széchenyi served as a supernumerary lieutenant.

Recommended reference:

István Széchenyi to Ferenc Széchényi, Világos, 7 September 1810. Edited and annotated by Szilvia Czinege. Published in Correspondence of István Széchenyi. Digital edition. Edited by Szilvia Czinege and Zoltán Fónagy. https://szechenyilevelezes.abtk.hu/ Abbreviation for further references: SzIL-Digit.

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