The combined Allied armies are still stationed at Teplice, while Napoleon is in constant motion. The weather remains miserable, the roads impassable. The army is waiting with sufficient supplies, but some 40-80.000 men are in daily combat with the French. It isn’t likely that the Allies will soon initiate a decisive battle. Neither the Crown Prince of Sweden nor Blücher’s army could exist today if Schwarzenberg’s movements had not persuaded Bonaparte to stand idly by against both of them, so even a child could beat a strong man if the latter were held down by someone else. In addition, he must contend with the ambitions of Barclay de Tolly, Wittgenstein and the others, who have served from the start under the Austrian commander-in-chief only half-heartedly. He also has to negotiate with the Russian Tsar, the Prussian King and the English, all of whom want to assert their intentions. And he sacrifices everything to preserve unity; indeed, he has conceded the glory of the battle of Culme to Barclay de Tolly, who was the sole cause of the defeat at Dresden. As for himself, he has been absent from his quarters for the third day, for he is always on outpost duty; he will be sent out this afternoon, too. Four days ago we all saw Bonaparte, who appeared with his whole entourage on the heights of Nollendorf to watch the siege of the pass. His health is still not entirely good; he is so weak that he can hardly walk. He gets wet every day, but spares himself as much as possible.
Geschrieben in Teplitz[a] den 21 September 1813.[1]
Lieber guter Vater, wie wohl sich die ganze Welt erstaunen wird die combinirte Armée1 noch immer in Teplitz zu sehen, so wird doch die Zeit lehren, wie nützlich und vortheilhaft unser still steh’n für die allgemeine gute Sache1 sey, indessen Napoleon mit seiner Schaar so viel marschirt und so viele Bewegungen macht, daß er nächstens gar keine mehr haben wird. — Das Wetter ist noch immer rasend schlecht, die Wege beynahe inprecticable, unsere Armée aber in der größten Ruhe, und mit hinlänglichen Lebensmitteln versehen ~~ das heißt. der größte Theil der Armée, den[2] 40 m[3] bis 80 m3 sind doch immer beschäftiget, und es vergeht kein einziger Tag. daß wir nicht ein kleines Scharmützel mit unsern Feinden hätten – Die Franzosen hingegen haben gar nichts mehr zu leben, und ihre Pferde fallen alle auf den Straßen um — so daß unsere schöne Hoffnungen, einen allgemeinen Frieden wieder herzustellen, vieleicht erfüllt werden. Überhaupt ist das die einzige Art mit denen Franzosen Krieg zu führen. Die in rangirten Schlachten,1 das muß man ihnen schon lassen, eine viel richtigere und schnellere Übersicht haben, als wir, die in kleinen Affairen, und Überfällen wieder die avantage[4] gegen sie haben. — Auch sehen wir aber den glücklichen Erfolg. unserer angenommenen Art Krieg zu führen. so ein, und sind von der Idee so durchdrungen. daß blos dieser Weg uns zu unsern Ziele führen, daß ich überzeugt bin, daß wir nicht so bald wieder eine große Schlacht (wie z. B.[5] Bey Dresden) eingehen werden. ~~~~
Da ist noch ein Mensch. den ich jetzt erst kennen gelehrnet habe, auf den ich meine gänzliche Zuversicht des seeligsten Erfolgs stütze, und das ist „Schwarzenberg“[b] ~~ der wirklich zu bewundern ist. und den ich,[6] und jeder der von den Gang der Dinge, so wie ich instruirt ist, alle bisherigen Dinge6 des Blücher’s6[c] so wohl als des Kronprinzen1[d] zuschreibe. ~~
Euer Gnaden, wundern sich hierüber ganz gewiß, so wie beynahe alle übrigen Menschen, die ihn nicht kennen. – Ich frage aber nur eins „was ist wohl schwerer? Eine große Armée fest zu halten, oder ein Corps mit Übermacht zu schlagen.“1 Und das geschah bis jetzt, und sowohl der Kronprinz1 als der Blücher6 existirten nicht mehr. wenn nicht Schwarzenberg durch seine allmählichen Bewegungen. den Bonaparte so getäuscht hätte, daß er unthätig gegen jene beyde blieb.[e] ~ Eben so kann ja ein Kind den stärksten Mann schlagen, wenn ihm ein anderer gebunden fällt – – Die Affaire p. ex.[7] von Kulm wer hat sie gewonnen? Ich gebe Euer Gnaden mein heiliges Wort, daß wenn der Feldmarschall nicht gewesen wäre, daß wir nicht viel mehr von unserer Armée gesehen hätten – denn diese Ruhe,6 und diese Kaltblütigkeit6 die er besitzt ist wirklich unerhört. Und übrigens macht sich jeder Mensch die Idee von einen Feldmarschall, so wie einstens Wallenstein[f] und Laudon[g] waren. – Alles dieß ist recht schön gesagt, aber so wenig wie Laudon6 und Wallenstein6 nicht nach[8] zuahmen sind, als Feldherrn einer einzigen Armée,6 eben so wenig ist’s Schwarzenberg als Commandant, eines gränzenlos Ehrgeitzigen Barclaÿ’s,6[h] Wittgenstein’s[i] — und allen übrigen, die au fond[9] ungern unter einen Östreichischen Feldmarschall stehen, und blos durch seine Güte gezwungen werden, seinen Wunsch zu thun. – Wie schwer ist’s mit den Kaiser von Rußland den König von Preußen, und allen denen Engländern die alle ein Wörtchen sprechen wollen, auszukommen[j] – Und wie Edel ist’s alles aufopfern zu können, um die Einigkeit zu8 erhalten.[10] : und das kann er, den3 wie wohl Barclaÿ an dem so fatalen Ausgang der Bataille vor Dresden allein Ursache8 war. so überließ er ihm doch den ganzen Ruhm von der Bataille vor Kulm.[k] —
3 Tage nacheinander[l] war ich jetzt beynahe nicht zu Hause. und stets an denen Vorposten ~ Nachmittag werde ich wieder verschickt; – und so geht ein Tag nach den andern ziemlich gleichförmig ab.
Vor 4 Tage sahen wir alle den Bonaparte, der mit seiner ganzen Suite auf denen Anhöhen von Nollendorf war. um da die passage zu forcieren ~ allein es gieng nicht, und wir bleiben wie die Steine – unbeweglich – Es ist doch spaßig was der kleine Ehrgeitz macht, „man sieht den Todt vor6 neben6 und hinter6 sich, und man bleibt stehen. „ ~~~ Mit meiner Gesundheit will’s noch nicht recht gehen, da ich so schwach bin. daß ich beynahe nicht gehen kann, und alle Tage, die Gott giebt, en regle6.[11] bis auf die Haut naß werde: übrigens schone ich mich so viel‘s möglich ist.
Lieber guter Vater, hier sende ich wieder einige Neuigkeiten[m] – und bitte um den Segen – Meiner lieben Mutter küsse ich die Hände.
Stepherl
[1] Széchenyi’s underlining with wavy line.
[2] Instead of denn.
[3] mille
[4] French: supremacy.
[5] zum Beispiel
[6] Széchenyi’s underlining with straight line.
[7] par exemple, French: for example
[8] Inserted afterwards.
[9] French: from the beginning.
[10] One word deleted.
[11] French: regularly.
[a] Teplitz (Teplice) bohemian town.
[b] Prince Karl Schwarzenberg (1771–1820) Austrian field marshal.
[c] Baron Gebhard Leberecht von Blücher (1742–1819) Prussian cavalry general.
[d] Jean Baptiste Bernadotte (1763–1844) Crown Prince of Sweden.
[e] When he later met Blücher in person, he came to appreciate his military skills more.
[f] Albrecht Wenzel Eusebius Wallenstein (Waldstein) (1583–1634) was a general, commander-in-chief of the German imperial troops during the Thirty Years’ War.
[g] Baron Ernst Gideon von Laudon (1717–1790) was an Austrian general who took part in the Seven Years’ War between Prussia and Austria and in Joseph II’s campaign against Turkey. He was an Austrian commander of outstanding ability in both wars.
[h] Count Michael Andreas Barclay de Tolly (1761–1818) Russian infantry general.
[i] Count Louis Adolf Peter Wittgenstein (1769–1843), commander of the right wing of the Russian army in Bohemia.
[j] The constant rivalry between the general staffs indeed hindered Schwarzenberg in his tasks.
[k] See the letter written on 31 August 1813.
[l] 18–20 September
[m] The attachments are not included with the letter.
Recommended reference:
István Széchenyi to Ferenc Széchényi, Teplitz, 21 September 1813. Edited and annotated by Szilvia Czinege. Published in Correspondence of István Széchenyi. Digital edition. Edited by Szilvia Czinege and Zoltán Fónagy. https://szechenyilevelezes.abtk.hu/ Abbreviation for further references: SzIL-Digit.