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Recipient Ferenc Széchényi
Place of Writing Frankfurt
Date 1813. November 21.
Language German
Tag family military
Location of Preservation MNL OL P 623 A-I.-9.-No.43/20.
Place of Publication Zichy 92–95.
Classification Original
Content Summary

He received three letters from his parents at the same time. He was very ashamed that he could not write so often, although he never let a messenger go without at least a few lines. He hoped that the letters he would write next would reach his parents more quickly and safely, for he would send them by government courier to his sister Sofia, who would make certain they reached Sopron. His father had made him, the captain, a great offer to get him equipment, and had urged him to speak frankly about it. As for equipment, he needs nothing. He has a good coat and boots, and nothing else is needed here. Of course, he never shows at inspections, and he looks for tasks where he doesn’t necessarily have to look smart. After the campaign, he will have to pay his parents’ expenses anyway, because he can no longer go back to the Merveldt lancers, where he has already been promoted ahead of his fellow soldiers. Until the end of the campaign, which is still a long way off, he could be a major. But until then, he will keep marching in his red boots and warm fur coat.
In contrast, he has already lost three horses in the campaign. As his father knows, he bought five horses from Captain Appel. He asks his father to transfer the purchase price to the banker Leitersdorfer, who will not charge interest.

Ferenc Széchényi

Geschrieben in Frankfurt[a] den 21ten 9ber 1813.[1]

Mein lieber guter Vater – Auf einmal bekam ich 3 Briefe heute von meinen theuresten Eltern,[b] und bin wirklich beschämt, daß ich nicht so fleißig war, obwohl ich beynahe keinen Courir von hier lasse, ohne ihm nicht einige Zeilen mit zugeben; ich bekomme aber wirklich so fleißig Nachricht, daß ich meinen lieben guten Eltern nicht innig genug danken kann, den[2] was für einen andern Trost haben wir den2 hier, als unsere theuren Angehörigen gesund und fröhlich zu wissen? so sind die wirklich zu segnen die auf uns hier armen Verlassenen nicht vergessen. Anjetzt habe ich aber Hoffnung, daß alle meine Briefe auch viel geschwinder1 und sicherer1 an Ort und Stelle kommen werden, da ich sie alle, durch die Cabinets courire an meine Schwester Sophie[c] adressieren werde, die sie dan bis Oedenburg besorgen soll. ——

Mein guter Vater waren so gut den 1sten Herrn Rittmeister1 in hinsicht seiner Equipirung einen so brillianten Antrag zu machen, und zugleich ihm aufzufordern, ein aufrichtiges Wort1 darüber zu sprechen. – Der 1ste Herr Rittmeister der einstens vieleicht verblüft oft Geheimniße vor seinen lieben Eltern hatte, hatt jetzt gar keines mehr, den2 das Herz[3] und die Dankbarkeit,1 die er ihnen schuldig ist, fordert Offenheit gegen Sie, und wäre das alles nicht, so fordert‘s seine eigene Vernunft,1 da die doch laut sprechen muß daß er auf dieser Welt keine bessern keine aufrichtigen Freunde besitze, als die ihm seit seiner zartesten Kindheit kennen, späterhin sich die Mühe nahmen sein Inneres zu forschen, und die endlich durch ihre Sorge3 ihre Geduld,3 aus den Bösartigen Jungen,1 einen ganz artigen Schwadrons Comendanten bildeten:1[d]  „also nun zur Sache.„ ~ In hinsicht meiner Equipirung brauche ich gar nichts, da ich einen guten Pelz und ein paar gute Stieffeln habe, und mehr benöthigt man bey uns nicht: freylich bin ich nie bey der Parade, suche mir aber schon die Dienste aus, wo man etwas unelegant[4] seyn kann: und werde nach der Campagne ohnehin meinen Lieben Eltern einige depensen[5] unwillkührlich machen müssen — da ich zu Merveldt Uhlanen auf keinen Fall mehr zuruck werde kommen können, da ich durch mein avancment,[6] alle meine Cameraden preteriren würde, was den2 doch gut nicht geht; und werde auch bis zu dessen Ende, welches noch weit vor uns liegen mag vieleicht noch Major;3das sind die zwey möglichen Fälle3 Also auf jeden Fall[7] gehe ich bis dahin in rothen Stiefeln1. und in meinen so schönen warmen Pelz.3 — Jetzt kömmt erst aber das Geständniß. „ — In dieser Campagne habe ich 3 Pferde schon verlohren; unter andern habe ich den gewißen weisen Schimmel, den ich von Euer Gnaden habe, bey einer kleinen Affaire von Közen3[e] todt geritten, nachdem mich das arme Thier, es ist unglaublich 48 Stunden – Tag und Nacht, ohne ein ½ Pf[8] Heu zu speißen, ganz vortrefflich herum trug —–

Im ganzen Hauptquartiere wird’s bedauert, da es alle Leute, wegen seiner Ausdauer, welches keines von meinen Pferden hatte, kannten, und den Herrn von Schimmel in großen ehren hielten:3 es blieben mir also da ich ein’s wie Euer Gnaden wissen, von Rittmeister Appel noch kaufte 5 Pferde: davon tragt eins mich 33 meine 2 Reitknechte und meinen Jäger, und 1 meine Bagage[9] – und so habe ich gar keines zum wechseln – . Dieser Zustand ist denn nun natürlicherweise ein wenig unangenehm, besonders da 2 von diesen 5 Rossen noch obbendrein krum sind: — ich hätte Euer Gnaden aber darum doch nichts davon geschrieben. da ich so viele Gnade in dieser Campagne schon genoßen habe, und alle meine Herrn Cameraden in den nämlichen Fall sind — und ich anstatt einen Galopp nur in einen kleinen Trappel1 geritten wäre, in der süßen Hoffnung, daß ich ein bunt Pferd3 machen werde. Jetzt aber, da mir Euer Gnaden selbst antragen aufrichtig zu sprechen so muß ich Euer Gnaden schon gestehen, daß mich ein brawes gutes Dienstpferd sehr glücklich machen würde, da ich wieder im Stande wäre, meinen Dienst bequem zu vollziehen und vieleicht den zweyten Theil von unsern Theresienkreutz, zu welchen ich doch schon einen Schritt gemacht4 — und eine Hälfte schon beynahe verdient habe, erobern könnte. — Lieber guter Vater machen also dem Sohne3 und dem Vaterland3 zugleich ein present mit einen guten Streithengsten.[f]

Ich danke also in voraus, und werde mir so bald ich’s finde, ein gutes brawes Pferd kaufen: das Geld werde ich bey den Banquier Leitersdorfer der mir’s[10] ohne alle Procenten geben wird, nehmen, und wenn Euer Gnaden wollen in Wien wieder anweisen. — Lieber guter Vater verzeihen dem Herrn Rittmeister, der so kühn ist. als ob[11] noch immer in der Schlacht von Leiptzig wäre, und wollen glauben, daß er so unaussprechlich dankbar ist – – nicht das Pferd,3 nicht die Gabe.3 das liebe besorgte Wesen3 ist das was sein Herz entzückt, und sein kindlich=Gefühl zum Schöpfer emporhebt — daß jeder Augenblick seines Lebens nunmehro für seinen Gott3 für’s Vaterland,3 und für die Freude seiner einzig geliebten Eltern sey.3

Meiner guten Mutter küsse ich die Hände tausendmal, und bitte um den Segen meiner guten Ältern. –

Stepherl


[1] Széchenyi’s underlining with wavy line.

[2] Instead of denn.

[3] Széchenyi’s underlining with straight line.

[4] One word deleted.

[5] French: expenses.

[6] French: promotion.

[7] Inserted afterwards.

[8] Pfund

[9] Széchenyi’s underlining with dashed line.

[10] Two words deleted.

[11] Missing word: er


[a] A German town on the banks of the Main River, enjoying the status of a free state, then a member of the Confederation of the Rhine.

[b] The letters are not known.

[c] His sister, Zsófia lived in Vienna that time.

[d] His wish was not fulfilled.

[e] Kösen, a Prussian town on the Leipzig-Weissenfels-Naumburg-Frankfurt route, on which Napoleon retreated towards the Rhine. The pursuing armies of Blücher and Schwarzenberg attempted to drive them in front of the Austro-Bavarian army, which had taken up a position at Ranaun, without success (see the letter of 17 November). On 21 October the Austrian troops occupying Kösen were attacked by the French, who were marching towards Freiberg, to take possession of the bridge over the river Saale. The defenders burned the bridge and the French army retreated towards Eckhartsberg, leaving behind 1,000 dead and wounded and 649 prisoners. The French, unable to force a river crossing, only succeeded in delaying Schwarzenberg’s pursuit.

[f] He refers to his merits in the cavalry charge at Güldengossa. (Cf. previous letters.) The Order of Maria Theresa, the highest military decoration of the Austrian Empire, could only be earned on the battlefield.

Recommended reference:

István Széchenyi to Ferenc Széchényi, Frankfurt, 21 November 1813. Edited and annotated by Szilvia Czinege. Published in Correspondence of István Széchenyi. Digital edition. Edited by Szilvia Czinege and Zoltán Fónagy. https://szechenyilevelezes.abtk.hu/ Abbreviation for further references: SzIL-Digit.

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