Last night was one of the most unpleasant nights of his life. He was sick, he wanted to lie down, but he had to ride out to the outposts to bring the Field Marshal news of the enemy’s position. Desperate, he set off into the night, his horse wandering along pathless roads, and finally stumbled into a deep swamp from which he could find no way out. Then, with the help of three Joseph hussars, he managed to get out of the swamp. The enemy retreated; he collected the reports and in the morning reported to the Field Marshal, who was pleased with him.
Geschrieben in Troyes[a] den 10 Februar 1814.[1]
No 17.1
Diese Nacht, die ich mit so vielen Glück durchlebte, war eine der unangenehmsten meines Lebens: – ich war krank, alle meine Wünsche concentrirten sich auf die einzige Idee, in einen guten, warmen Bett liegen zu können; und ein unsanfter Corporal weckte mich aus diesen schönen Himmel, und – ich war beordert bis auf die Vorposten zu reiten, und den Feldmarschall die schnelle Nachricht über die Stellung des Feindes zu bringen.[b] – Gott weiß, daß, wenn mich die schnelle Eingabe meiner Quittirung, von dieser Promenade gerettet haben würde, ich ohne allen Bedenken auf allen Lob — den uns diese Campagne bringen soll, verzicht geleistet hätte, um mir einige Augenblicke der Ruhe schenken zu können — Leider, konnte nichts mich retten, und mit schaudern sah ich in die dunkle Nacht, und unlenkbar, unaufhaltsam wie das Schicksal giengen im Traum meine Begebenheiten mir vor – es war mir so, als ob die Sonne meines Lebens sich zum Untergange geschwinder neigen wollte, und verzweiflungsvoll schwang ich mich auf mein Ross, und ritt so den[2] mit gehengtem Zügel fort in Nacht und Nebel — wohin? das wußte ich, das wußte keine Seele nicht – lang gieng’s so fort – und dem einzigen Zufall mich überlassen spornte ich in Gottes Namen meinen Müden Gaul – dessen Gang mir dumpfer zu tönnen scheinte – ich war mitten eines großen Dorfes – dessen ganz leere tode Häuser — durch den Krieg so ganz zerstört – mir keine Auskunft geben, keine Frage beantworten konnten. — hoffnungslos gieng mein Weg rechts, links, durch Gräber, Wälder, Wiesen. fort, bis ich endlich, zur größeren Abwechslung in[3] einen tiefen Morast gerieth – da ward’s mir um die Brust enge, und meiner Pflicht bewußt, und, daß mein Feldherr auf dessen Erfüllung[4] ruhig warte, der sorgenlos entschlafen war – ergrief ein seltsames Schaudern mein sonst, so ruhiges Gemüth – nicht ich, nicht mein unangenehmes Geschick waren meiner tiefen Sorge richtige Ursache – die Hoffnungslosigkeit meinen Zweck erfüllen zu können, die Rießenmäßigen resultate, die durch solche Verspätungen und Verabsäumungen oft erstehen können – alle Elemente die, wie ahndungsvoll – mir im Wege sich legen – die unmöglichkeit weiter zu kommen, schreckten mich so, daß ich in Schweiß und Angst, wie von Furien verfolgt – im Morast lag, mein Pferd an den Seite haltend, den Himmel anschauend, und um mein seeliges Ende, neben einer Rohrwurzel, in interessant melancholischer Positur, die Vorsicht anflehend – als mir auf einmal der Robinzon auf der Insel einfiel – ach! so sehr mir diese Geschichte, in meiner Kinderjahren schon sonst so komisch vorkam. mußte ich anjetzt über den armen Teufel bittere Thränen, zur Vermehrung des Morastes in den ich noch immer3 wie ein Schnepf saß, vergießen. — Der Taucher von Schiller viel[5] mir auch ein „In der schrecklichen Einöde von der menschlichen Hülfe so weit„.[c] Mir wurde immer heißer — die Ideen, die manichfaltigsten,[6] jagten sich in meinen Gehirn, die letzte war die beste – „ich wollte mich erschießen1[d] —„ es fiel mir ein ich habe Pistolen – ich grief muthig nach der einen — und da, seeligerster Augenblick, wähnte ich mich auf einen Kriegsschiff, und machte einen Nothschuß4 — Die Pistole war so fix geladen, daß man sie rings in der Gegend, wie eine Kanone hören mußte – sie fiel mir aber aus der Rechten, mein Gaul erschreckt – riß aus der Linken sich, und ich fiel, wie von der Hand des Allmächtigen geächtet mit dem Gesicht in die Teichsuppe — kaum war ich auf den Beinen, was mir schöne Arbeit gab – sah ich 3 Huszaren von Joseph[e] mit gezückten Säbel an meiner Seite – durch deren Hülfe, denen ich alsogleich eine ungarische Anrede hielt ward mein Roman zu Ende – Der Feind war ganz abgezogen – ich sammelte alle Raporte, und beym Erwachen des Fürsten war ich auch schon wieder da — Seine Zufriedenheit lohnte mich – und was noch mehr? mein gänzlich Gutbefinden4 Gestern war ich krank; hielt Todesangst aus, und nun kann ich kaum erwarten einen 14 Jährigen Hahn. den meine Hausfrau den für mich umbringt – rein aufzueßen –
Ist das nicht eine unangenehme und zugleich glückliche Nacht gewesen?1
Nun guter Vater bitte ich um den Segen, Meiner lieben guten Mutter küsse ich die Hände tausendmal — Gott gebe, daß wir uns alle bald wieder sehen.
Steph
[1] Széchenyi’s underlining with wavy line.
[2] Instead of denn.
[3] Inserted afterwards.
[4] Széchenyi’s underlining with straight line.
[5] Instead of fiel.
[6] Instead of mannigfaltigsten.
[a] A town on the Seine in northeastern France.
[b] On 7 February 1814, the Allied main force set its sights on the capture of Troyes. The French, on the other hand, evacuated the city on the night of 7 to 8 February, and Schwarzenberg took it without a fight. The retreating French were followed by a corps while the Allied army rested on 8 and 9 February. On the evening of 9 February, Széchenyi was tasked with gathering new intelligence on the whereabouts of the enemy. His mission was fruitful, because the news he had received that Napoleon had redeployed his forces from the Seine to the north, i.e. to the river Main, proved to be true. Napoleon had carried out this operation in order to attack Blücher.
[c]Freely quoted from stanza 21 of Schiller’s poem Der Taucher (The Diver). The quote reads exactly as follows:
„Und da hing und war ’s mir mit Grauem bewußt,
Von der menschlichen Hülfe so weit,
Unter Larven die einzige fühlende Brust.
Allein in der gräßlichen Einsamkeit, nun
Tief unter dem Schall der menschlichen Rede
Bei den Ungeheuern der traurigen Öde.”
“So there I hung, and shuddering knew
That human help was none;
One thinking soul mid the horrid crew,
In the ghastly desert I was alone
Deeper than human speech e’er sounded,
By the sad waste’s dismal monsters surrounded!”
(Translated by George MacDonald)
[d] To our knowledge, this is the first time in Széchenyi’s life that he tried to escape from his difficult situation by committing suicide.
[e] The so-called Nádor (Palatine) Hussar Regiment, which bore the name of Palatine József and was numbered 12 in the Imperial-Royal Army, was formed in 1809 from the volunteer units that had distinguished themselves in the noble insurrection. The 12th Hussar Regiment, like the 1st Hussar Regiment bearing the name of the Emperor, was always considered an elite unit.
Recommended reference:
István Széchenyi to Ferenc Széchényi, Troyes, 10 February 1814. Edited and annotated by Szilvia Czinege. Published in Correspondence of István Széchenyi. Digital edition. Edited by Szilvia Czinege and Zoltán Fónagy. https://szechenyilevelezes.abtk.hu/ Abbreviation for further references: SzIL-Digit.