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Recipient Széchényi Ferenc
Place of Writing Prága
Date 1813. September 3.
Language German
Tag military health money
Location of Preservation MNL OL P 623 A-I.-9.-No.43/8.
Place of Publication Zichy 71-73.
Classification Original
Content Summary

He is on the mend, his fever is dropping, but he thinks he can leave Prague no earlier than eight days. He has withdrawn 1,000 forints in banknotes and 50 ducats in gold from Ballabene. As he owes Dr Sachs 100 ducats and Captain Appel 50 ducats, he asks for 200 ducats in gold and 1,000 forints in banknotes to be sent to him from home to the address Ballabene will give him. He asks for the money not only to replace his lost horse, money and belongings, but also for his daily needs and for unforeseen emergencies. Moreau died the previous day at dawn after much suffering, as had a cousin of his friend Nesselrode. The spirits of the allied armies and of the Czech provinces are improving, and everyone is looking forward with optimism to the continuation of the campaign. Ballabene asks the voucher to be issued to banker Geymüller in Vienna.

Ferenc Széchényi

Geschrieben in Prag den 3 September 1813[1]

Lieber guter Vater, hier übersende ich die Nachrichten die wir hier haben, und die beynahe nicht erfreulicher seyn können.[a] — Mit meiner Gesundheit gehts ganz passable obwohl ich so erschrecklich schwach bin, daß ich Prag vor 8 Tagen schwerlich werde verlassen können. – Das Fieber habe ich gestern noch ein wenig gehabt hoffe’s aber morgen nicht mehr zu bekommen. — Überhaupt werden diese guten Nachrichten die ich Euer Gnaden mittheile, meine vorige Kraft mir bald wieder geben.

In hinsicht meiner Geld Geschäfte habe ich von Ballabene1[b] 1000 Gulden in Schein und 50 Ducaten in Gold aufgenommen; und da ich den Doctor Sax1[c] 100, und den Rittmeister Appel[2][d] 50 Ducaten schuldig bin, so bitte ich Euer Gnaden unterthänigst 200 Ducaten in Gold – und 1000 Gulden in Einlösungsscheinen für mich da zu erlegen, wo es Ballabene1 verlangen wird.[e] ~~~ Lieber guter Vater sehen, daß ich mit allen Zutraun diese Bitte verlange, da ich durch dessen Gewährung – nicht nur mein verlohrenes Pferd. Geld und Bagage wieder erlange, sondern, auch meine übrigen Ausgaben, und Bedürfnise bestreuten kann, und noch so viel in der Tasche behalten, als ich auf jeden, selbst unvorhergesehenen Fall,1 auf lange Zeit benöthigen könnte: und mich aus der Ursache mit einigen Baaren Geld stets versehen zu seyn wünschte, da nun unsere Operationen wohl weiter in das Ausland gehen werden – von wo jeder Zusammenhang in hinsicht der Geld negotiationen schwer, oder beynahe unmöglich seyn dürfte. Ich übergebe diesen Brief also den Banquier Ballabene, der ihm besorgen wird, und sein Schreiben datzu beyfügen mit dem Wunsch, wo er die 200 Ducaten und 1000 Gulden erlegt haben wollte. Mit der Bitte meine Aufrichtigkeit und Zutraun zu vergeben, danke ich für die Gewährung meines Annsuchens in Voraus.

Der arme Moreau2[f] ist heute in der Früh gestorben, nachdem er unendlich viel ausgestanden hat — und nebstbey die Besinnung doch nicht einen einzigen Augenblick verlohren.

Der arme Nesselrode[g] (ein Cousin meines Nesselrod’s)1 ist auch an einer Schußwunde die er bey Dresden erhielt gestern auf die schmerzhafteste Art von der Welt gestorben. Überhaupt ist Prag für den Moment ein sehr unangenehmer Aufenthalt. da von der combinirten Armée wohl über 8000 Mann blessirte schon hier sind, und noch mehrere alle Stunden gebracht werden. ~~

Graf Paar[h] General Adjutant von F. M.[3] Schwarzenberg ist gestern hier durch nach Wien zur Kaiserin[i] geschikt worden, um ihr die Sieges Tropheen bestehend in 2 Adlers, zu überbringen: was dabey das interessanteste ist, das ist, daß eins von Nowi2[j] und das andere von Austerlitz2[k] herstammt, und das letztere mit dem Kreutz der Ehren Legion behangen war.

Den Geist der in denen Armeen sowohl als in allen Provincen Böhmens allmählich bey jeden Vortheil wächst ist wirklich unglaublich, und jeder sieht in der Zukunft ein glückliches und fröhliches Ende der Campagne.

Napoleon ist in einer sehr bedenklichen Lage, und man glaubt, daß er sich vor[4] Leiptzig nicht mehr sammeln wird können, da der größte Theil seine Armée zersprengt ist. – Unsere Bewegungen werden von Peterswalde und Pirna[l] wieder gegen Dresden gehen, und das zwar so bald sich unsere Truppen nur ein wenig erhohlt werden haben, den[5] das was sie bereits ausstanden, ist wirklich unglaublich.

Euer Gnaden vergeben, meine schlechte Schrift der ich mit aller Dankbarkeit bleibe

Meinen guten Lieben Eltern

dankbarster Sohn Stepherl

Eben bin ich in hinsicht meines Geschäftes mit Ballanebe in Einigkeit, und er will die 200 Ducaten und 1000 fl[6] Schein bey Herrn Geymüller2[m] in Wien erlegt haben.


[1] Széchenyi’s underlining with wavy line.

[2] Széchenyi’s underlining with straight line.

[3] Feldmarschall

[4] One letter deleted.

[5] Instead of denn.

[6] florins


[a] They are not next to the letter. They were probably about the victory in Kulm.

[b] Karl Balabene (1786–?) banker in Prague.

[c] József Sachs (1761–1839) was a medical officer, at that time head of the Austrian army’s medical service.

[d] Baron Keresztély Appel (1785–1854) was at that time second captain and commanding officer in the general staff, and in the Battle of Leipzig he became first captain, out of turn. He was promoted to major in 1822, in 1826 to chief aide-de-camp to Emperor and King Francis. In 1834 he was made a general, and he died as a cavalry general.

[e] For the transaction and the persons involved, see Széchenyi’s letter of 31 August 1813!

[f] Jean Victor Moreau (1761–1813) first became a marshal in French service, but Napoleon saw him as an opponent and had him arrested in 1804, then exiled him. In 1813, at the invitation of Tsar Alexander, he joined the allied camp and fell in battle at Dresden.

[g] Major Count Maximilian Nesselrode.

[h] Count János Paar (1780–1839), at that time a lieutenant colonel and the chief aide-de-camp to Prince Schwarzenberg, he became a colonel at the Battle of Leipzig, was the aide-de-camp to the commander-in-chief until his death, then retired.

[i] Maria Ludovika (1787–1816) Empress and Queen of Hungary (1808–1816).

[j] An Italian city, it was there that the Austrians defeated the French in 1799.

[k] A town in Moravia, it was there that Napoleon defeated the Prussian-Russian allied armies on 2 December 1805, and as a result, on 26 December, Emperor and King Francis concluded the Peace of Bratislava with him.

[l] A Saxon town on the Elbe River, near Dresden.

[m] Geymüller & Co. The Vienna banking house of Swiss bankers Johann Heinrich Geymüller (1754–1824) and his brother Johann Jakob Geymüller (1760–1834).

Recommended reference:

István Széchenyi to Ferenc Széchényi, Prague, 3 September 1813. Edited and annotated by Szilvia Czinege. Published in Correspondence of István Széchenyi. Digital edition. Edited by Szilvia Czinege and Zoltán Fónagy. https://szechenyilevelezes.abtk.hu/ Abbreviation for further references: SzIL-Digit.

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