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Recipient Ferenc Széchényi
Place of Writing Troyes
Date 1814. March 6.
Language German
Tag family military
Location of Preservation MNL OL P 623 A-I.-9.-No.43/45.
Place of Publication Zichy 123–124.
Classification Original
Content Summary

He is fed up with the war; he is looking forward to its end. He wants to hold his parents and brothers and sisters again. He doesn’t regret participating in the war because it has given him useful experience.

Ferenc Széchényi

Geschrieben in Troyes[a] den 6ten März 1814.[1]

Meines guten Vaters Brief[b] samt der liebevollen Erinnerung meiner guten Schwester, die meine Existenz in schönen Versen verfaßt, ganz anschaulich machte, bekam ich heute, und danke herzlich für diesen neuen Beweis der Anhänglichkeit und Theilnahme, die allein auf dieser Welt mich glücklich zu machen im Stande[2] sind ‒ Diesen Krieg bin ich, weiß der liebe Gott, so satt, daß ich dessen Ende mit einiger Sehnsucht, ich kann’s nun einmal nicht läugnen, erwarte – um allen denen, die daheim, wie ein holder Genius, im stillen Gebeth, über mich wachten, zu danken. Sie loben Sie zu umarmen, die guten, lieben Eltern und Geschwister —. Ich kann auf den Augenblick in voraus gar nicht denken, den[3] sonst vergeht mir alle Lust, meinen Dienst zu erfüllen —. Es war aber eine schöne — eine harte Probe, und es sind viele Momente noch auszustehen — bis die ganze Schule, dieser meiner jetzigen Lage — geendiget seyn wird –. Mehr oder weniger ist jeder Stand des Lebens beschwerlich – mehr oder weniger ist aber auch jeder nützlich — meine existenz ist wohl eine der nützlichsten, das ist nicht zu läugnen, und die vielen unangenehmen Augenblicke, die ich zwischen so vielen Menschen, von so sonderbaren und räthselhaften Eigenschaften – erdulden habe müssen – sind von denen Erfarungen, denen wenigen, die ich mir machte, aufgewiegt – Diese Täge meines Lebens, gebe ich um vieles nicht – und ich bin froh und vergnügt, sie in der Nähe eines so herrlichen Fürsten verlebt zu haben, als unser gute Feldmarschall im ganzen Sinn des Wort’s ist, — es scheint, als ob durch einige Unfälle — die die combinirte Armee erlitten hatte, und die zu verheimlichen uns gar nie einfiel – die Vorsicht sich an denen rächen wollte, die ihm, und seine großen Eigenschaften, nicht die Gerechtigkeit wiederfahren ließen, die ihm allein gebühren –. Das ist ein Punct den ich nicht berühren will, – seine schönen Eigenschaften zu loben, wäre ich’s wohl im Stande? und wenn[4] könnte ich die Zeit finden, alle jene Gaben zu schildern, die ihm so ungemein verherrlichen – Bey einen warmen Kamin, oder bey schöner Abendröthe, werde ich meinen guten Eltern wohl manchen schönen Character Zug unseres lieben Fürsten erzählen, auf den wir Östereicher vielen Stolz haben können, und der von der Vorsehung selbst zu den Erretter Europa’s gewählt wurde.

Es war heute der Tag in einer schwachen Recognoscierung angenehm vergangen, und schon ist die von Menschen beynahe ganz leere Stadt in der tiefsten Ruhe versunken, nur ich muß mein liebstes Geschäft[c] erfüllen, bevor der Schlaf meine Augen übermahnen darf, und bin ich gewiß und sicher, daß auch meine guten Eltern unbesorgt über mich, der sanften himmlischen Ruhe genießen, dan erst vergönne ich dem Traum Gott, mit holden Ahndungen mein Herz zu beschäftigen – welches immer für meine guten Eltern mit gleicher Wärme schlagen wird. Gute süße Nacht!

Meiner guten lieben Mutter küsse ich tausendmal die Hände.

Stepherl


[1] Széchenyi’s underlining with wavy line.

[2] One word deleted.

[3] Instead of denn.

[4] Instead of wann, one word deleted.


[a] A town on the banks of the Seine in northeastern France.

[b] The letter is not known.

[c] I. e. to write a letter to his parents.

Recommended reference:

István Széchenyi to Ferenc Széchényi, Troyes, 6 March 1814. Edited and annotated by Szilvia Czinege. Published in Correspondence of István Széchenyi. Digital edition. Edited by Szilvia Czinege and Zoltán Fónagy. https://szechenyilevelezes.abtk.hu/ Abbreviation for further references: SzIL-Digit.

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