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Recipient Ferenc Széchényi
Place of Writing Hohenmauth
Date 1811. October 5.
Language German
Tag military
Location of Preservation MNL OL P 623 A-I.-9.-No.41/2.
Place of Publication Zichy 52-54.
Classification Original
Content Summary

He has just arrived from Leutomischel, where he was searching in vain for Count Waldstein, who was always hunting. His visit to Cavriani has also been postponed because the bad weather is making it increasingly difficult to get around. Former Prussian officers serving in Austrian regiments often receive certain intelligence, and there was reason to believe that the Prussian mobilisation was directed against France. Whether they too will move out is still unknown. Soldiers always hope for war and, of course, for victory, even if their experience so far has been the opposite. Those who think like him have no choice but to risk their lives for the common good. As soon as he has certain news, he will inform his parents. His fellow officers await their marching orders any minute now, and are ready to go, but he believes that where there is so much noise, there is seldom anything of real importance, so for the moment he sticks to his warm bed in his cold quarters. He asks about his brothers and sisters-in-law, and assumes that Sofia is more at home in Nagycenk than in nasty Hohenmauth.

Ferenc Széchényi

Hohenmauth den 5 8ber 1811

Euer Gnaden, Liebster Bester Vater!

Eben komme ich von Leutomischel[a] von Graf Waldstein[b] den ich nicht antraff und meine Reise wieder zuruck machen mußte ohne mit ihn gesprochen zu haben — er ist meistens auf der Jagd — und ich bin so unglücklich ihm so selten zu Hauß zu finden — das project zum Christel Cavriani zu gehen ist wieder aufgegeben‘[c] da das Wetter alle-tag übler wird so, daß wir uns aus unsern Quartieren wegen allzuschlechten Weg gar nicht begeben können — da lobe ich mir die Wege in Ungarn die obwohlen man sich wegen den allzu großen Fleiß sie zu repariren nicht beklagen kann, in mitten des Winters viel besser sind als hier in Monath 8ber — hier muß man reiten oder zu Fuß gehen, das sind die einzigen Mitteln um fortzukommen — da von fahren gar keine rede ist. Eben kommt die Nachricht — daß die Franzosen eine Schlacht gegen die Russen gänzlich verlohren haben sollen[d] — und sie en débandade retiriren — ob dieß wahr ist oder nicht – weiß man noch nicht: erwartet aber zu jeder stunde die bestirnte Nachricht — daß aber alle infanterie regimente die in und um Prag liegen ihre Feldrequisiten bekommen, ist richtig wahr — auch ist die Preusische Armée schon auf den Kriegsfuß — ob gegen F.[1] oder Rußland weiß man noch nicht; doch sind mehrere preusiche Officiers bey uns das heißt ehemahlige die nun aber bey unsern Regimente sind, die mit der ganzen Preusischen Armée bekannt, häufige und wahre Nachricht bekommen — und die versichern, daß es gegen Frankreich wäre — ob wir uns hierbey rühren werden weiß kein Mensch, wir Soldaten hoffen immer auf Krieg — und glauben stets Siegers zu werden — wenn auch die Erfahrung das Gegentheil bewieß – ich – mache wohl alles mit, allein hoffen[2] – hoffen kann ich nichts – doch fürchten alles — haben wir den[3] so große Vortschritte[4] gemacht in der Militair Kunst? haben wir uns allenfals in andern Sachen gebessert? daß wir von unsern Waffen, einen bessern Erfolg hoffen können – oder gründet sich unser Glaube ganz auf das Glück — auf das Gerade wohl (wie gewöhnlich) ja allein auf das — vieleicht wirds izt[5] besser gehen[6] — dieß ist[7] nicht nach Überzeugung gehandelt, dieß ist nicht vernünftig,  —  und doch giebts zu tausenden die so thöricht sind, zu hoffen – sie vergleichen den Krieg mit den Pharao6[e] wo der ungeschickteste manichmahl alle überwinden kann, sie glauben es gehöre nur Glück allein ohne Geschicklichkeit darzu — es ist[8] wahr den das Schicksall nicht günstig will, der ist zu bedauern, doch die Vernunft muß das Glück zwingen können! und gehets nicht so bleibt man noch in seinen Falle groß —

Lieber Vater — was ist zu thun — schwer wirds jeden, diese frage zu beantworten, den3 jeder der so denkt, wie ich7 kann nur seyn Leben für das allgemeine Beste geben, mehr nicht — und auch dieß – hiellft zu nichts — das beste ist man erwartet, seyn Schicksall geduldig und läßt die Vorsicht regieren — Wie ich etwas bestimtes von diesen Lärm der in unsern ganzen Kreise wüthet8 höre, werde ich es[9] meinen Besten Ältern alsogleich schreiben – auch glauben mehrere Officiers alle Augenblick marsch Ordres6 zu bekommen, und machen sich reisefertig; doch ich glaube, daß uns8 die Erfahrung bis izt5 ziemlich bewieß — daß; wo der Lärm groß ist in der Sache selten was wichtiges seyn wird — und aus diesen Grund bin ich noch recht ruhig in meinen schon ziemlich kalten Quartier6 und freu mich meines wahrmen und guten Bettes so lang ich es haben kann den3 in denen Laagern ohne Zweck zu frieren und zu hungern hats noch immer Zeit genuch[10] — Was macht der Paul der faule und Caroline[f] — und Louis und die Louise[g] — und wie befindet sich den3 meine einzig gute Mutter deren Hände ich tausendmahl küsse; die Sophie[h] wird wohl in Zinkendorf seyn und sich gefreuen auser den Abscheulichen Hohenmauth Leben zu können — ich bin überzeugt, daß sie8 bereuen wird das schöne Hohenmauth verlassen zu haben womit ich

bleibe Euer Gnaden

dankbarster Sohn Stepherl


[1] Frankreich (France)

[2] Two letters deleted.

[3] Instead of denn.

[4] Fortschritte

[5] A variant of the archaic form ‘itzt’ of the determiner ’jetzt’ used by Széchenyi.

[6] Széchenyi’s underlining with straight line.

[7] Inserted afterwards.

[8] One word deleted.

[9] One letter deleted.

[10] Instead of genug.


[a] Leitomischel (Litomyšl) on the right bank of the Loučná River, in the northeast of Bohemia, near the Moravian border. See the previous letter written on 3 October 1811.

[b] Count Antal Waldstein (1793–1848)

[c] Count Kristóf Cavriani (1780–1857), whose brother Miksa married Széchenyi’s cousin, Countess Jozefa Esterházy, and so they were related.See the previous letter written on 3 October 1811.

[d] The regiment held its annual muster on 20 September 1811, after which the news spread that the Franco-Russian war had broken out, and the Prussian and Austrian soldiers were also preparing. However, the news of war proved to be untrue. Ács 1991. 21. Széchenyi uses a linguistic structure: with the secondary meaning of the modal verb “sollen” (‘allegedly’), he makes it clear that the news of the war was only rumour for the time being.

[e] A banned card game.

[f] Count Pál Széchényi and his first wife Caroline Meade (1794–1820).

[g] Count Lajos Széchényi and his first wife Countess Aloysia Clam-Gallas (1781–1822).

[h] His sister, Zsófia (1788–1865), the wife of Count Ferdinand Zichy (1783–1862).

Recommended reference:

István Széchenyi to Ferenc Széchényi, Hohenmauth, 5 October 1811. Edited and annotated by Szilvia Czinege. Published in Correspondence of István Széchenyi. Digital edition. Edited by Szilvia Czinege and Zoltán Fónagy. https://szechenyilevelezes.abtk.hu/ Abbreviation for further references: SzIL-Digit.

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