He takes every opportunity to send word of himself, asking his father to tell him how his letters can get to their destination faster. His stay in England is simple and undemanding, and he is most interested in machinery. The previous day he met one of the best engineers of the age, Baader, and had the opportunity to learn about inventions old and new. He continues to have difficulty with English, his speech is getting worse and he cannot understand conversations. To improve his English, he goes to the theatre every day and has become a great admirer of Shakespeare. Murat’s death caused a sensation in England.
Geschrieben in London den 7 Novem. 1815[1]
Mein lieber Vater, um ganz sicher zu sein meine lieben Eltern nicht sehr lange ohne Nachricht von mir zu lassen: versuche ich jeden Weg meine Briefe an sie kommen zu machen: und da ich fürchte, daß es möglich sein könnte – daß sie mit denen Dépichen[2] am Kaiser einen Unweg über Mailand machten – so sende ich diese Zeile durch meinem Banquier und wäre sehr verbunden wenn Euer Gnaden mir ein einzig’ Wort nur sagen wollten welche von jenen dem Weg schneller machen – und an Ort und Stelle kommen? jene die ich durch Eszterhazy[a] – oder jene die ich durch Herz[b] Gesellschafter besorgen lasse? – Ich will dan nach der Regel mich halten — da ich den scrupel habe daß Euer Gnaden eben so wenig von mir hören – als ich von meinen lieben Eltern. — Ich sehe auch ein daß meine Briefe – aus einer so interessanten Gegend als England, für meine guten Eltern sehr langweilig sein müssen ~ meine Lebensart ist aber so einfach – und an Abentheuern so selten und so frei – das jedes Tagebuch, welches ich anjetzt von meinen Thun verfaßte – eine der ennuyentesten[3] Dinge der Welt sein müßte ~ über jenes was ich sehe – und bereits erfahren habe –. über das aber führe ich ein kleines Journal[4] was die pointe[5] dieses Landes ist ~ und mit der ich mich den ganzen Tag beschäftige — die perfection der Künste nämlich die Machinen – alle innerlichen Einrichtungen – enfin[6] so viele Gegenstände, die uns – von der Gesellschaft gewalltthätig abruffen – und von jenen Freuden, die man in Ländern wo man gut aufgenommen zu sein pflegt – meistens genießt —. Ich bin auch recht zufrieden daß in diesem Moment so sehr wenig Menschen von der eleganten Welt in London sind – alle diese Dinners und Feste der Engländer, die man unmöglich vermeiden kan, sind tödtend — und ich wenigstens haße nichts so sehr – als vis a vis[7] einer Wein-Flasche, dem besten Theil des Tages zu versitzen und endlich betrunken zu hause zu gehen — übrigens habe ich doch einige recht angenehme Bekanntschaften gemacht – und mein Leben geht so zwischen studium und stillem Vergnügen seinen ruhigen Gang. – Gestern hab‘ ich unterandern dem berühmten Baader[8][c] der so viele Erfindungen gemacht und eine der ersten Mechanisten seiner Zeit ist – kennen gelehrnet[d] – wie mich das freut – können Euer Gnaden kaum glauben. – Es giebt mir die Möglichkeit, alle neue und selbst alte Erfindungen, die die meisten Menschen als prophane ansehen – mit einiger Idee – und Vortheil zu betrachten – und meinen8 Nutzen daraus zu suchen.
Obwohl es sonderbar ist für einen Husaren Rittmeister – sich so viel mit Machinen abzugeben, so finde ich doch daß es uns doch behaglich ist zu wissen — wie weit es der Mensch durch seinen Fleiß8 und Aplication8 gebracht – und wie man in jeder Sache eine große perfection erreichen könne – wenn man auch an Talent und genie – nicht der wohlhabendste sei — den[9] das kan man denen guten Engländern doch nicht zu sagen. –
— Ich bin aber jetzt in dem heftigsten Studium von der gaz Beleuchtung die die einzige Sache ist die man bei uns – mit Vortheil und Sicherheit einführen könnte – und die einstens ohne Zweifel algemein wird: ich hoffe mich in der hinsicht ganz perfect zuruckzubringen. –
Mit meinem englischen gehts mir ziemlich schlecht – das heißt, ich fühle daß ich alle Tage schlechter spreche ~ obwohl ich mir genug Mühe gebe = es ist aber eine sehr schwere Sache — und noch mehr sie zu verstehen — wenn zwei Engländer zusammen reden ~ ich gehe daher alle Tage ins Theater welches sehr langweilig ist – um mich zu verbessern – der Shakespeare hat dennoch einen großen Verehrer an mir gefunden – obwohl ich mich manchmal grausam über ihn ärgere. –
Murat’s[e] Tod hat hier verschiedene Sensationen erregt – Ich speiste par hassard[10] den andern Tag — als man die Kunde davon hatte – in Holland house[f] (ganz nahe zu London) bei der Lady Holland[g] — eine Nièce[11] des berühmten Fox – und saß bei Tisch – welche surprise – neben dem secretair des erschoßenen Königs! — Nach dem Diner […][12] ein großes Bild von Napoleon auf dem Camin, mit Vorsatz gele […][13] die ganze famille schien – betroffen —. Es ist doch glücklich seine [Gefühle][14] so kräftig äusern zu dürfen!!
Schreiben mir Eur Gnaden doch was die unglückliche aber dennoch sehr reitzende und angenehme Gräfin von Lipano8[h] macht? ich nehme doch, ich kann s nicht läugnen einigen Antheil an ihren Loos.
Küße nun die Hände mir geht’s recht gut, ich hoffe Euer Gnaden und meine liebe Mutter sind eben so wohl. Steph
[1] Széchenyi’s underlining with wavy line.
[2] dêpeche, French: courier.
[3] ennuyent, French: annoying.
[4] French: here: note. One word deleted.
[5] French: here: curiosities.
[6] French: in the end.
[7] French: face-to-face.
[8] Széchenyi’s underlining with straight line.
[9] Instead of denn.
[10] French: eventually.
[11] French: niece.
[12] Part of the text is unreadable due to the position of the seal. This could be the subject and predicate of the sentence.
[13] Seal location, probably: gelegt.
[14] Part of the text is unreadable due to the position of the seal.
[a] Prince Antal Pál Esterházy (1786–1866) diplomat, ambassador to London, later minister besides the king.
[b] Leopold Edler von Herz (1767–1828) Viennese banker and merchant.
[c] Charles Baader, English industrialist and inventor, is credited with, among other things, the introduction of gas lighting. In the following days, he guided Széchenyi through several industrial installations.
[d] He recorded the fact of their meeting in his diary. SzIN 1. 145.
[e] Napoleon’s brother-in-law was King of Naples from 1808 under the name Joachim I. After the Battle of Leipzig, he defected from Napoleon and formed an alliance with Austria, which in return recognised him as the ruler of the Kingdom of Naples. On his return, the French Emperor attacked Austria, but after his defeat, he fled. In September 1815 he attempted to regain his kingdom but was captured and shot in Pezzo on 13 October 1815.
[f] Hollandhouse was a London suburb at that time.
[g] Elizabeth Vassall Fox, Countess of Holland (1771–1845), wife of Henry Richard Vassal-Fox, Count of Holland (1773–1840), niece of the aforementioned Whig politician, Charles James Fox (1749–1806).
[h] Maria Annunciata Carolina Bonaparte (1782–1839) was the wife of Murat. She composed the name Lipona from the letters of the capital of the kingdom of southern Italy (Napoli, i. e. Naples).
Recommended reference:
István Széchenyi to Ferenc Széchényi, London, 7 November 1815. Edited and annotated by Szilvia Czinege. Published in Correspondence of István Széchenyi. Digital edition. Edited by Szilvia Czinege and Zoltán Fónagy. https://szechenyilevelezes.abtk.hu/ Abbreviation for further references: SzIL-Digit.