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Címzett Luise Thürheim
Írás Helye Bécs
Dátum 1819. október 29.
Nyelv német
Címke érzelmek társasági élet
Őrzés Helye MNL OL P 625 B-No. 102.
Közlés Helye Bártfai - Adatok 1. 21-24.
Minősítés Eredeti
Tartalmi Kivonat

Ésszerűnek tartja, hogy németül leveleznek, mert még mindig beteg és franciául írni szörnyűség lenne most számára. A grófnő elutazása után visszatért Razumofsky házába, ahol a grófnőre és a vele töltött időre gondol. A bécsi társasági élet eseményeiről tudósítja a grófnőt.

Luise Thürheim

Geschrieben in Wien den 29 October 1819.[1]

Meine theuere Gräfin,[a] es war sehr vernünftig, wenn Sie in der That Briefe von mir bekommen wollten, daß Sie selbst mir den Vorschlag gemacht haben, unsern Briefwechsel auf teutscher Sprache anzustimmen; denn wahrlich nicht viele hätten Sie von mir sonst erhalten. – Ich bin noch immer krank, Malfatti[b] verbietet jede Anstrengung — und ein franzöischer Brief, besonders wenn er vor Ihren Richter Stuhl erscheinen soll — ist mir ein Gräul[2] – und greift mich dermaßen an, daß ich allemal nach einem geendigten Schreiben zu Bett gehen muß — Sollte das allenfals bei Ihnen der selbe Fall sein, wenn Sie Teutonia‘s hart klingnde Sprache in niedliche Gefühlvolle Sentenzen bringen, so schreiben Sie mir — in der Sprache in der Sie denken: franzöisch ist die; so sollte ich vermuthen — obschon Ihre Art wie Sie über die Liebe denken gewiß nicht Gallisch ist! — Sie werden also so schreiben wie Sie wollen werden, denn das können Sie — ich indessen werde so schreiben wie ich es können[3] werde! Begreifen Sie den schrecklichen Unterschied? Da ich aber bei weitem3 der allen Uneitelste Mensch bin den Sie so gesehen haben, so will ich jede Art von falscher Scham unterdrücken — und — geradezu ohne mich im mindesten abschrecken zu lassen — einige Seiten, so wie es kömt, voll anschmieren und Ihnen übersenden. — Jede Art von pretention, qui fera mieux,[4] sei daher verbannt, denn es ist bei Gott, kein unangenehmes Gefühl, zwischen Mann und Weib – sich gegenseitige Schwachheiten und Unwißenheiten, einzugestehen.

Einige Tage nach Ihrer Abreise[c] gieng ich mit meinem3 Abbé Tisseraut in Razumofsky‘s[d] Haus — und wenn ich hie und da meine Thränen nicht alle insgesammt vereint hätte, gewiß würde ich in einige[5] innige3 aufrichtige Thränen ausgebrochen sein — das selbe Gebäude „wo wir3 Freude und Kummer so oft theilten — öde und verlaßen wieder zu erblicken! — Ich versenkte mich im Garten, und dachte – nicht als ein gewöhnlicher Bekannte3 an Sie und Ihre Angehörigen. Sie kennen die Wehmuth, die man fühlt wenn man von getrennten aber geliebten Menschen – sich liebend errinert? Kennen Sie die Stimmung? und vergleichen Sie‘s nicht mit einem innigen Gebeth? — „La jument de S. A. se porte a merveille, jouissant „ della placida Campagna, et j’espere dela lui rendre, in duplo5 veuilles bien lire cet Article a Razumofsky. –

Die Nachricht von der Stutte gleich nach meinem Gebeth,3 muß Sie erstaunen, indessen muß ich das Erhaben durch‘s profane allemal ersticken, indem die meisten Menschen das nicht verstehen würden, was ich empfinden, und voll empfinden, aber nur schlecht ausdrücken kann. – Bei Ihnen ist das der Fall nicht, denn sonst würde ich Ihnen gar nicht schreiben – Für Briefe ist‘s aber Schade und ich will Ihnen in meinen Tagebüchern schon davon vorlesen. Sie sind, und auf 3 m Meilen oder wie weit sie Theuere, von mir entfernt sind, macht man ja nie den Hof — Sie sind, sage ich, eine der wenigen Unabhengigen Frauen3 — die mir so viel Zutrauen einflößen, daß ich gerne jede Oberfläche meines Characters überschreiten möchte und mich Ihnen so zeigen, wie ich in der Tiefe meiner Seele bin — denn auch Sie haben Tiefen — indessen man andre Menschen mit einem Abbild von einem Spiegel vergleichen kann, das man greifend nie hinter dem Spiegel fühlen kann: – verstehen Sie mich —? Wenn Sie aber zurückgekommen werden sein, bekommen Sie mehrere schon zusammen gesetzte Dinge,3 indem ich endlich eine Art Ordnung und Consequenz in meine Arbeit — und meiner Lecture setze — — Die Krankheit meines Vaters zwingt mich viel zu Haus zu bleiben – meine Reise nach Warschau gab ich auf, indem man mir den Paß geradetzu verneinte — anders wo kann ich für den Augenblick auch nicht – denn obschon mein Vater besser geworden ist – so kann ich mich auf lange Zeit von ihm doch nicht entfernen, – denn Pflicht gegen Eltern kann in meinem reifen3 Alter nur Pflicht gegen das Vaterland entheben — und das Vaterland ist eben für den Augenblick nicht exigeante[6] Sie werden mich wohl also hier finden — ob Sie mich und Constantine[e] aber, wegen meinen gemäuselten Ohren erkennen werden, daß weiß ich wahrlich nicht, denn ich feile an allen beiden nächtelang. —

Hören Sie endlich vom Scandal! Besonderes werde ich aber nicht sagen können, aber nur das was alle Leute schon wissen, indem ich viel zu sehr indolent bin, um das[7] erfahren zu wollen, was die Leute in ihrem Interieur machen. Was also nicht auf denen Gässen geschieht, werden Sie von mir nie erzählen hören, es gehet das andre mich nicht an — und auf jedem Fall werden die Briefe decenter folglich für Sie — geeigneter — obschon das indecente manchmal auch seine verfürerische Reitze hat — indem das was – Vergnügen macht – so ein enormes5 Vergnügen macht, im Grunde doch nicht indecent ist, indem sonst Gott auf eine indecente Art seinen lieblings Planeten bevölkerte, sondern nur – ich möchte sagen, „in Ihren Augen,3 was ich Ihnen auch immer vorgeworfen habe, und über welchen Gegenstand — indem Sie so intolerant sind – ich immer ganz pilzlich werde. Wenn es aber nach ihrem Wünsch gieng gestehen Sie es selbst – bald würde die Esprit der Menschen ausgehen — „und doch ist das nur amusant, die Sache bleibt stets die selbe – hie préparationen sind aber unendlich —. Also auch von dem was in denen Zimmern geschieht — wenn ich was weiß – und es keinen Menschen schadet und Sie mir ein,3 – gütiges Ohr borgen wollen. – Lesen kann aber ein Weib mehr als hören – und was hab‘ ich Ihnen alles schon gesagt!!

Wallmoden,[f] der Ihnen von der Schweitz geschrieben hat, ist da – Wir nehmen ein kleines Absteige Quartin in der7 Stadt in einem guten bürgerlichem3 Hause — wo wir a la rigeur[8] zu Mittag speisen, und eine Soirée zubringen können. Ich liebe Wall – sehr – und durch den Winter hindurch werde ich ihn wahrscheinlich noch lieber gewinnen — obschon ich weiß — daß ich in seinem Herz nicht avancieren werde — indem die Baronin Rusofsky,[g] die endlich mit Schönfeld[h] ein idillen Leben führt, noch immer sein Herz beherscht. – Diese Liebe ist übrigens nicht heftig wird wahrscheinlich nie zum Sujet eines Trauerspieles passen – und man sollte glauben, Wallmoden habe das Gedicht gemacht –

„Lebe Linde, Liebe leise„ ect.

In der Schweitz sind ihm die spaßigsten aventuren[9] vorgekommen, die Sie wahrscheinlich wissen, durch ihn wissen – denn er erkennt3 auch Ihre Reitze — Ihre Verdienste — so gut wie ein andrer!

Verstehen Sie das?

Zur letzten Zeit kam Fürstin Therese Esterhazy[i] nach Wien nun ist sie schon wieder weg – Gabriella Saurau[j] war auch einen Theil des Sommers hier — die ist aber auch wieder weg – So lange diese beiden Frauen aber hier gewesen sind, war Wien ein ganzen3 belebter, denn sie setzten eine Schaar von Jungen Leuten im Athem — im einzelnen,3 das heißt, für mich, äuserst angenehm — denn ich lebte viel in ihrer Atmosphere — und das kann man niemals ein Unglück nennen — denn unläugbar ist es, daß die Atmosphereeines hübschen Weibes oder einer anmuthigen Jungfrau für einen Mann wünschenswerther und zuträglicher sei — als die Ausdünstung eines Gelehrten oder eines Dominikaner. — Was die Leute aber gesagt haben, daß nach denen 2 Graseln3 so viele Handeln nachgerennt sind — das können Sie sich wohl einbilden, denn Sie kennen ja Krähwinkel![k] —  Besonders,5 so viel ich weiß, hat sich nichts zugetragen – ausgenommen, daß die Guten3 Freunde der F.[10] Esterházy wieder rathen haben, sehr viel in Gabrielle’s Gesellschaft zu leben – und so Gr.[11] Saurau’s Eltern – nicht viel mit Theresen zu sein — indessen steckten sie den ganzen Tag beisammen Les jeunes gens‘ disoient que la société de M[12] Esterhazy feroit beaucoup de bien a M12 de Saurau: — — — Das was wir beide3 darüber denken, braucht hier nicht auf’s Papier zu kommen: wir sind aber, wenn ich nicht lügen soll, wahrscheinlich verschiedner Meinung — Ich, als Fuchs (und ein Fuchs ist ja ein jeder mehr oder weniger) kann aber die Hühnlein nur rauben wollen – und wenn es nicht geschieht, so geschieht manchmal aus Überwindung — meistens aber — weil ich nicht kann. — Zwischen Paul und Therese erlebte ich die komischesten Szenen, die ich zum Theil schriftlich gesamelt habe, so wie manches andre was mich frappirte, und was wegen „der Erfahrung, nützlich sein könnte — in allen hat sich der Fürst aber als ein äuserst schwaches bedauernswürdiges individuum ausgenommen. Sein Vater[l] gehet mit Leopoldine,[m] die ihre Kinder mitnimmt, und der M12 Plaideux[n] künftiges Monath nach Italien — und von der erhabenen Famille bleibt niemand als die intéressante Maria zurück. — Jetzt ist alles in Eisgrub[o] versammelt von wo ich7 vor 2 Tagen zurückkam. Lord und Lady Stuart[p] lassen sich sehen,3 Alle Leute schimpfen über sie, kein Haus ist aber mehr besucht – und man begehrt basessen, um geladen zu sein.

Morgen gehe ich wieder auf das Land – um einmal im Jahr mich wieder auszujagen – denn komme ich in Winterquartiere — und wenn Sie mir schreiben, so sollen Sie folianten bekommen. –

Grüßen Sie Constantine und Razumofsky. Wenn Sie in Wien etwas zu bestellen haben, so vergeßen Sie nicht daß ich da5 bin.

Schreiben Sie mir unter anderem was Sie lesen – mich intéressiert das eben so sehr als alles übrige was Sie mir schreiben könnten denn Coméragen im Allgemeinen langweilen mich sehr – und ich achte der Müh es nicht werth das aufzufassen was andre Leute treiben. Leben Sie indessen wohl — und geben Sie Ihrer Feder einmal freien Lauf — und richten Sie Ihre Zeilen gegen mich —

Széchényi


[1] Széchenyi aláhúzása hullámos vonallal.

[2] Gräuel helyett

[3] Széchenyi aláhúzása egyenes vonallal.

[4] Francia: ki teljesít jobban.

[5] Széchenyi aláhúzása két vonallal.

[6] Francia: igényes.

[7] Törölve egy szó.

[8] Francia: egy csipetnyit.

[9] Francia: kaland.

[10] Fürstin

[11] Graf

[12] Madame


[a] Ludovika Franziska Maria Thürheim grófnő (1788–1864) osztrák író és festő, Andrey Razumovsky herceg sógornője. Mein Leben című emlékiratáról ismert, amelyben a bécsi arisztokrata életet örökítette meg.

[b] Johann Malfatty (1776–1859) bécsi orvos.

[c] Luise Türheim grófnő sógorát, Razumofsky herceget kísérte Oroszországba, aki vagyoni viszonyait akarta ott rendezni.

[d] Andrey Kirillovich Razumovsky  herceg (1752–1836) orosz cári követ, 1792-től Bécsben élt és képviselte az orosz cárt, a bécsi kongresszuson közvetítő szerepet játszott.

[e] Constantine–Domenica Razumovsky (1785–1867), az orosz diplomata második felesége, Luise Thürheim nővére.

[f] Karl von Wallmoden-Gimborn gróf (1792–1883) lovassági tábornok.

[g] Rusofksy Lujza bécsi félvilági nő.

[h] Nem derül ki, melyik Schönfeld grófra utal.

[i] Esterházy Pál Antal herceg (1786‒1866) diplomata, londoni nagykövet, később a király személye körüli miniszter és felesége: Mária Terézia Thurn und Taxis hercegnő (1794‒1874).

[j] Gróf Saurau Zénóné Hunyady Gabriella grófnő (1797–1821), akinek Széchenyi 1817 folyamán udvarolt.

[k] Fiktív hely: nyárspolgári kisváros. Lásd például Johann Nestroy (1801–1862) osztrák író Freiheit im Krähwinkel (Szabadság Mucsán) című 1848-ban megjelent művét!

[l] Esterházy Miklós herceg (1765–1833) testőrkapitány és felesége Liechtenstein Mária hercegnő (1768–1845).

[m] Herceg Grassalkovich Antalné Esterházy Leopoldina hercegnő (1776–1864).

[n] Plaideux asszony (báró Meynauné) Esterházy Miklós herceg barátnője, Széchenyi 1818. augusztus 7-i naplóbejegyzésében megemlíti, hogy Thorwaldsen bachansnőjének mintája ő volt.

[o] Község Csehországban, herceg Liechtenstein János birtoka.

[p] Charles William Stewart (1778–1854) később III. lord Castlereagh, Anglia bécsi követe 1814‒1823 között. Széchenyi vele társulva rendezte az 1816. április 17-i első simmeringi lóversenyt.